Von: Laura von Witzenhausen
17. Februar 2021
Mit seinem langgezogenen Huh-Huhuhu-Huuuh sorgt der Waldkauz bei einem Spaziergang durch den nächtlichen Herbst- und Winterwald für den gewissen Gruselfaktor. Eigentlich läuten die Männchen hierdurch jedoch die Balzzeit ein, die ab Herbst beginnt und sich bis in den Spätwinter zieht. Jedes Männchen legt eine individuelle Note in seinen Ruf, anhand dessen sogar eine Identifizierung möglich ist. Die Antwort des Weibchens auf diesen durchdringenden Ruf lautet schlicht: „Kuwitt“. Zu Gesicht bekommt man den krähengroßen, kompakt gebauten Jäger mit den runden, schwarzbraunen Augen und dem schwefelgelben, gekrümmten Schnabel jedoch selten.
Auch die Gabe den Kopf um 270 Grad drehen zu können weckt Assoziationen an einen Horrorfilm. Dabei handelt es sich um eine hervorragende Eigenschaft, die dem Problem, das alle Eulen gemein haben, Abhilfe schafft: Ihre Augen sind vollkommen unbeweglich. Dieser Rundblick wird durch sage und schreibe 14 Halswirbel möglich. Das sind doppelt so viele wie bei uns Menschen.
Die Fähigkeit des Waldkauzes nahezu lautlos fliegen zu können unterstreicht zusätzlich sein schauriges Image. Grund dafür sind die Federn, die sehr dicht und locker zugleich am Körper sitzen. Auf den Flügeln bildet das Gefieder ein weiches Polster. Darüber hinaus sind die Kanten der äußersten Federn mit kammartigen Zähnen ausgestattet. Beides sorgt während des Flugs für eine Verwirbelung des Luftstroms, wodurch Geräusche unterdrückt werden.
Als Meister der Tarnung variiert die Farbe des Gefieders von weiß über grau bis hin zu den verschiedensten Brauntönen. Diese Farbunterschiede sind abhängig von der Region und sorgen dafür, dass der Tarnanzug stets perfekt sitzt.
Mit der Treue nehmen es Waldkäuze sehr genau. Haben sich Herr und Frau Waldkauz erst einmal gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen. Da Waldkäuze stolze 19 Jahre alt werden können, ist die Entscheidung tatsächlich langfristig angelegt. Allerdings geht das Paar nach der Aufzucht der Jungen erst einmal auf Abstand und trifft sich im Herbst wieder, wenn das Männchen erneut mit seinem markanten Ruf lockt.
Für die Aufzucht der Ästlinge, wie der Waldkauz-Nachwuchs auch genannt wird, suchen sich die Eltern alte Baumhöhlen, greifen aber auch auf Mauerspalten beispielsweise in Kirchtürmen oder auf Dachböden zurück und nehmen sogar Nisthilfen an. Dabei halten sie auch ihrem erwählten Revier über Jahre die Treue. Es empfiehlt sich jedoch einen respektvollen Abstand zu den Nistplätzen einzuhalten, da Waldkäuze keinen Spaß verstehen, wenn es um die Familie und das eigene zu Hause geht. Sogar große Angreifer, wie Uhu und Habicht, werden lautlos von hinten attackiert und mit Hilfe der scharfen Krallen vertrieben.
Grundsätzlich schlagen sie sich die Nächte jedoch mit der Suche nach Nahrung um die Ohren. Dabei sind Mäuse ihr Leibgericht, aber auch Eichhörnchen, Kaninchen, Amphibien und hin und wieder ein Regenwurm stehen auf dem Speiseplan. Die Nahrungsbeschaffung für die Ästlinge ist jedoch absolute Männersache. Obwohl der Nachwuchs bereits nach einem Monat die Nisthöhle verlässt, füttert Papa Waldkauz die Kleinen noch weitere drei Monate, während sie bequem auf Ästen sitzen und warten.
Tagsüber ruhen die anpassungsfähigen Jäger, denen die eulentypischen Federohren fehlen, an geschützten Plätzen, um sich nachts wieder aus der Deckung zu wagen und uns mit ihrem Ruf ein schaurig-schönes Walderlebnis zu bescheren.