Den Wald zu erkunden und dabei neues Terrain zu entdecken ist nicht nur für Erwachsene ein großes Spektakel. Kinder haben eine unvoreingenommenere Wahrnehmung als Erwachsene und entdecken häufig Dinge, die uns Erwachsenen verborgen bleiben. Das macht die Juniorförster*innen-Ausbildung für uns zu einer besonderen Freude. Für die kleinen Entdecker*innen ist es die perfekte Gelegenheit, den Wundern des Waldes auf die Spur zu kommen. Angefangen bei A wie Ahorn bis zu Z wie Zunder wird das Alphabet der Natur einstudiert und bei Waldexkursionen mit Leben gefüllt. Durch spielerisches Lernen und Gruppenaktivitäten wird die Verbindung der Kinder zu den natürlichen Prozessen des Waldes gestärkt. Erlebnisse, die Kinderherzen höherschlagen lassen und nachhaltig Begeisterung für die Natur schaffen.
Im Rahmen meines Praktikums hatte ich das Glück, die Juniorförster*innen bei ihrer Ausbildung zu begleiten und teile meine Erfahrungen in diesem Blogbeitrag mit euch. Viel Spaß mit meinem Bericht über die ereignisreichen Tage.
Unsere Woche begann mit Josef, dem Förster, der uns in die großen Geheimnisse des Waldes einführte. Mit ihm konnten die Juniorförster*innen einen Einblick in die Arbeit eines Seniorförsters gewinnen. Damit sich alle ein bisschen besser kennen lernen, wies Josef uns in das grandiose Spiel ‚Eva Eichhörnchen‘ ein. Dabei gaben sich alle einen Juniorförster*innenspitznamen. Diese Namen sollten uns die ganze Woche begleiten und schmückten am Ende der Ausbildung die Urkunden der Juniorförster*innen. Da die Region und der Wald in den vergangenen Wochen unter einer Dürre gelitten hatten, war es unsere Aufgabe, der Trockenheit etwas entgegenzuwirken. Mit einem Regenzauber griffen wir den Wolken unter die Arme. Der Wochenverlauf zeigte, dass unser Zauber geglückt war. Der ersehnte Regen kam nur ein paar Tage später. Zufall? Ich glaube nicht!
Nachdem wir einige „Tatorte“ des Waldes mit Josefs Hilfe näher analysieren konnten, setzten wir unsere Reise zur Feuerstelle fort.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass man kein Feuer im Wald macht! Wir waren zusammen mit einem Förster unterwegs und entfachten das Feuer auf einer reinen „Steinlandschaft“ neben einem Bach unter kontrollierten Bedingungen.
Bei Stockbrot und Rohkost konnten wir gesättigt und mit neuer Kraft unser einzigartiges Walderlebnis fortsetzen und den Bachlauf und die Umgebung näher erkunden. Josef stand dabei immer mit Rat und Tat zur Seite und hatte viele nützliche Tipps für die jungen Förster*innen auf Lager. Er zeigte uns zum Beispiel wie man Bäume markiert und vermisst. An der Zweimenschsäge konnten die Juniorförster*innen ihre restliche Energie einsetzen und der erste Tag der Ausbildung neigte sich dem Ende zu.
Der nächste Tag begann mit einer Überraschung, denn statt Josef erwartete uns Baumexperte Patrick, um uns die größten Bewohner des Waldes etwas genauer vorzustellen. Schnell machten wir uns auf in das nächste Abenteuer und versüßten uns die Zeit mit einigen Zwischenspielen wie ,Eva Eichhörnchen‘ oder ,Fledermaus und Motte‘.
Patrick erklärte uns, dass Buchen in Familienverbänden leben und dass alle Waldlebewesen als einzigartiges Ökosystem zusammenarbeiten. Besonders erstaunlich war das hohe Alter kleiner Bäume, die unter dem mächtigen Stamm der Elternbäume wachsen. Patrick zeigte uns, wie man das Baumalter von außen bestimmt. Ausgestattet mit diesem Wissen wollten nun alle Menschenkinder Baumkinder suchen, die ähnlich alt waren wie sie selbst.
Um den Wald mit allen Sinnen kennenzulernen, haben Patrick und ich uns etwas Schönes überlegt. Wir spannten ein Seil auf einem kleinen natürlichen Hindernisparcours. Jedes Kind bekam die Augen mit einer Maske verbunden. Sie sollten lernen sicher durch den Wald zu kommen, ohne dabei ihr Sehvermögen einzusetzen. Dieses Spiel erforderte Geschick und ein gutes Gespür in den Füßen, um auf dem Laub und den bemoosten Bäumen die Trittsicherheit zu behalten. Wir kamen ohne Probleme durch das Laub, aber auf unserem Weg begegneten uns auch einige Dornen.
Das riesige Brombeerfeld zu unseren Füßen, schreckte uns jedoch nicht ab. Um das Hindernis zu überwinden, wateten wir mit dem Storchenschritt, langsam, aber sicher, durch die Hecken. Diese waren die letzte Herausforderung eines spannenden Seminartages.
Spricht man über das Ökosystem Wald, dürfen die Tiere und all ihre wunderbaren Interaktionen mit dem Wald nicht ausbleiben. An Tag drei hatten wir die Gelegenheit mit Tierexpertin Laura den Wald zu erkunden.
Während wir ‚Eva Eichhörnchen‘ und ‚Wildkatze und Maus‘ spielten, brachte uns Laura unzählige nützliche Informationen über die Tiere und ihr Verhalten im Wald bei. Am Lagerplatz angekommen, vertieften wir die Tierkunde. In einem angrenzenden Waldstück hatten sich verschiedene Tiere versteckt, die die Juniorförster*innen aufspüren und in der Gruppe vorstellen sollten. In einem Wald sind jedoch nicht nur die großen Tiere von Bedeutung. Auch die kleinen Lebewesen sorgen für ein stabiles Ökosystem. Ausgestattet mit Becherlupen und viel Tatendrang erkundeten die Juniorförster*innen nun die Umgebung um den Bach herum und die Käfer auf den Pflanzen.
Nachdem wir einiges Wissen über die Waldtiere gesammelt hatten, war es an der Zeit ein eigenes Zeichen zu setzen. Viele Tiere nutzen zur Reviermarkierung ihren eigenen Geruch. Sie zeigen so anderen Tieren, dass es ihr Revier ist und diese nicht zu nahekommen sollten. Benutzt wurde hierzu alles, was die Umgebung hergab. Vom Flussschlamm bis zu den duftenden Blumen, die wir finden konnten. Alles wurde in einem kleinen Gläschen gesammelt und durfte als persönliche Note und Andenken mit nach Hause genommen werden. Von wohl- bis übelriechend waren viele Gerüche dabei. Das Sammeln und Riechen, also ganz bewusste Wahrnehmen, der verschiedenen Pflanzen war für alle eine neue Erfahrung. Die Geruchsmarkierung läutete den Rückweg ein. Ein weiterer spannender Ausbildungstag endete.
Die Juniorförster*innen waren in freudiger Erwartung, denn an Tag vier durften sie Peter kennenlernen und von ihm einiges über den Wald und Survival erfahren. Auf dem Weg in den Wald erklärte Peter den Kindern, wie man mithilfe einer Armbanduhr die Himmelsrichtungen bestimmt. Benötigt wird hierzu ein Minutenzeiger. Mehr möchte ich nicht verraten, sondern Sie dazu animieren, es selbst auszuprobieren.
Zuerst sprachen wir über Wildkräuter. Neben einer Urmöhre (sehr holzig) gab es für die kleinen Förster*innen auch eine nicht vegane Variante. Larven, die sich unter der Rinde eines Baumes angesiedelt hatten. Viele verzichteten aufgrund ihrer vegetarisch/veganen Lebensweise auf diese Erfahrung. Mit einer provisorischen Zahnbürste des Walnussstrauches putze sich die Gruppe die Zähne. So konnten wir gestärkt und sauber unsere Reise fortsetzen.
Ziel war der Armuthsbach, wo ein paar Kinder einen kleinen Staudamm bauten. Andere übten sich am Steinwurf, wieder andere erkundeten weiter die Tier- und Pflanzenwelt mit der Lupe. Eine Juniorförsterin hatte eine besonders kreative Idee und baute mithilfe einer Rinde, als Rumpf, und einem Blatt, als Segel, ein kleines Floß. Schnell waren die anderen Kinder von der Idee begeistert und im Nu hatten wir eine ganze Flotte über den Armuthsbach segeln.
Haben Sie schon einmal einen Waldkaugummi probiert? Nein? Dann probieren Sie es beim nächsten Ausflug in den Fichtenhain. Sie benötigen lediglich einen harten Harzklumpen einer Fichte, den Sie bedenkenlos in den Mund nehmen können. Zunächst schmeckt man einen bitteren Geschmack, der verschwindet allerdings nach einer kurzen Zeit. Nach einigen Sekunden wird der Harzklumpen warm und das Kauen kann beginnen. Voilà - fertig ist das Fichtenkaugummi. Mit dem waldigen Geschmack im Mund, machten wir uns wieder auf den Weg zur Waldakademie und ein weiterer Tag ging zu Ende.
Der fünfte und letzte Ausbildungstag begann mit einer großen Schnitzeljagd, bei der das in den vorherigen Tagen erworbene Wissen genutzt werden konnte. Naturpädagogin Maura begleitete uns an diesem Tag und hatte einen abwechslungsreichen Tag geplant. Mit einer Schatzkarte und viel Motivation ausgestattet ging es in den Wald. Schnell wurde klar, dass die praktischen Erfahrungen der letzten Tage sehr nützlich waren. Um den künftigen Juniorförster*innen nicht den Spaß zu verderben, möchte ich keine Details der spannenden Schnitzeljagd verraten, kann aber sagen, dass eine aufregende Tour geboten wird. Nach der Schnitzeljagd erwartete uns ein besonderes Highlight. An einer Feuerstelle, die von Wald umgeben liegt, machten wir ein Feuer und bereiteten eine Gnocchipfanne zu.
In einem anliegenden Waldstück, das wir einige Tage zuvor Platz der Juniorförster*innen getauft hatten, wartete der Preis der Schnitzeljagd noch auf seine Entdeckung. Viele silberschimmernde Walnüsse waren über den gesamten Platz verteilt. Es waren die ersehnten Silbernuggets, gegen die die Urkunde für die abgeschlossene Ausbildung eingetauscht werden konnten. Der krönende Abschluss fand mit der Verleihung der Urkunden in der Waldakademie statt. Die Kinder und Eltern waren gleichermaßen stolz und eine weitere Gruppe von Juniorförster*innen hat die Ausbildungszeit erfolgreich durchlaufen. Schweren Herzens verabschiedeten sich Waldexpert*innen, Kinder und Eltern und machten sich mit einem neuen Wissens- und Erfahrungsschatz im Gepäck auf den Weg, die heimischen Wälder zu erkunden. Für mich war die Woche ein großer und lehrreicher Spaß. Das Team der Waldakademie freut sich über die nächsten jungen Förster*innen.