Waldzustand 2022 – geht es wirklich nur einem von fünf Bäumen gut?

Dürre Baumkronen und große Freiflächen – beides sieht man aktuell recht häufig im Wald. Aber wie schlimm steht es wirklich um unsere Bäume?

Genau das wird jedes Jahr von den einzelnen Bundesländern untersucht und in einem Waldzustandsbericht veröffentlicht. Die Ergebnisse klingen dramatisch. So titelt die Tagesschau: „Nur jeder fünfte Baum gesund“.

Wir haben uns den Bericht einmal etwas genauer für euch angeschaut. Aber vorab, was ist eigentlich die Waldzustandserhebung? Einmal jährlich erheben die einzelnen Bundesländer den Waldzustand in ihren Wäldern. Dabei wird geschultes Personal in den Sommermonaten zu festgelegten Punkten im Wald geschickt. Vor Ort schaut sich das Fachpersonal dann den Zustand der Baumkronen an, in dem sie schauen, wie stark die sogenannte Verlichtung der Baumkrone ist. Der etwas sperrige Begriff beschreibt nichts anderes, als den Blattverlust im Vergleich zu einem gesunden Baum. So ist ein Baum mit 0 % weniger Laub „ohne Verlichtung“ und ein Baum mit 100 % Verlichtung gilt als „abgestorben“. Messen kann man den Blattverlust jedoch nicht so einfach. Daher nimmt man sich Vergleichsbilder zur Hand und schätzt den Blattverlust anhand solcher. Das klingt nicht besonders genau – ist es auch nicht. Das hat in den Vergangenen Jahren immer wieder zur Kritik an der Waldzustandserhebung geführt. Hinzu kommen noch andere Phänomene, die die Interpretation der Ergebnisse verfälschen können. Bei der Buche ist das zum Beispiel in sogenannten Mastjahren der Fall. In diesen Jahren blüht die Buche und hat dadurch eine geringe Anzahl an Blättern. Per Definition kann sie also als „krank“ bezeichnet werden, obwohl sie einfach nur geblüht hat.

Auch ist es nicht ganz einfach den Kronenzustand zu erkennen, wenn man sich den Baum in den Sommermonaten von unten anschaut. Mittlerweile gibt es deutlich genauere Verfahren zur Bestimmung der Gesundheit der Bäume. Beispielsweise durch Satellitendaten.

Dennoch bietet die Waldzustandserhebung zumindest eine grobe Orientierung wie es den untersuchten Bäumen geht und wie viele abgestorben sind.

Wohllebens Waldakademie

Die Fichte schneidet historisch schlecht ab

Im Jahr 2022 ist die Absterberate der Fichte mit 4,4 % so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung. Der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung ist jedoch von 46 % auf 40 % gesunken. Wie kann das sein? Auch hier zeigt sich wieder die Schwäche der Erhebung: Die untersuchten Bäume haben sich nicht erholt, sondern sind abgestorben.

Die Buche kann sich leicht erholen

Die untersuchten Buchen konnten sich im Vergleich zu den Vorjahren wieder leicht erholen. Sowohl die Absterberate als auch die Kronenverlichtung hat sich leicht verbessert.

Zustand der Kiefer verschlechtert sich

Der Kronenzustand der untersuchten Kiefern hat sich weiter verschlechtert. Während die Absterberate im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen hat, ist der Anteil mit starker Verlichtung von 25 % auf 28 % gestiegen. Der Anteil ohne Verlichtung, also per Definition gesund, ist hingegen von 16 % auf 13 % gesunken.

Fazit: Naturferne Baumarten leiden am stärksten

Auch die aktuelle Erhebung zeigt, dass naturferne Nadelbaumplantagen am stärksten unter der Dürre der vergangenen Jahre leiden. Braucht der Wald jetzt unsere Hilfe? Nein! WIR brauchen nach wie vor die Hilfe des Waldes – es reicht also schon, ihn etwas weniger zu stören, ihm also etwas mehr Ruhe zu gönnen. Am Ende profitieren wir alle davon.

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