Mit ihren schillernden Farben und spannenden Flügelzeichnungen kann sich kaum jemand der Faszination von Schmetterlingen entziehen. Gerade jetzt in den Sommermonaten bereichern sie als hin und her gaukelnde Farbkleckse auch bei uns in der Eifel das vielfältige Summen und Brummen in naturnah genutzten Wiesen.
Einige Schmetterlingsarten zeigen uns zudem auf beeindruckende Art und Weise, welch feines Netz aus Abhängigkeiten die Natur in Jahrmillionen der gemeinsamen Evolution gesponnen hat. So ist beispielsweise der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zwingend auf das Vorkommen der Pflanzenart Großer Wiesenknopf angewiesen. Diese nutzt er als Kinderstube für den Nachwuchs, der sich von den Blüten ernährt. Aber auch der erwachsene Falter verbringt praktisch sein ganzes Leben auf dem Wiesenknopf. So ernährt er sich von seinem Nektar und nutzt die Pflanze unter anderem als Schlafzimmer.
Neben dem Großen Wiesenknopf braucht der Falter zudem eine weitere Art: die Rotgelbe Knotenameise. Nachdem sich die Raupen etwa zwei bis drei Wochen an den Blüten des Wiesenknopfs satt gefressen haben, lassen sie sich auf den Boden fallen und warten nun darauf, von einer Knotenameise gefunden und adoptiert zu werden. Diesen täuschen sie optisch, aber vor allem mittels spezieller Geruchsstoffe vor, Ameisennachwuchs zu sein. War die Täuschung perfekt, adoptiert die Ameise den Betrüger und trägt das Trojanische Pferd mit in das Ameisennest. Um noch attraktiver für die Ameisen zu sein, produziert die Raupe zudem über eine spezielle Honigdrüse Zuckerwasser, welches offensichtlich auf die Ameisen ähnlich attraktiv wirkt wie auch auf uns Schokolade & Co. Die Zeit bis zum nächsten (manchmal auch übernächsten) Sommer verbringt die Raupe dann gut geschützt in der Wärme und dem Schutz des Ameisenbaus. Hier frisst sie sich an dem Nachwuchs ihres Gastgebers satt. Ist die Zeit für die Eroberung des Luftraums dann gekommen, verpuppt sich die Raupe, und nach etwa 25 Tagen wird es für den jetzt fertigen Falter noch einmal sehr gefährlich. Die Tarnung wirkt nun nicht mehr und der Falter kann sich nur mittels der den ganzen Körper bedeckenden wolligen Schuppen gegen die nun erfolgenden Beißattacken der Ameisen wehren. Hat er es unbeschadet aus dem Ameisennest geschafft, pumpt er seine Flügel mit Luft und Flüssigkeit auf und flattert nun in Richtung der nächsten rot leuchtenden Blüte des Großen Wiesenknopf.
Auch wenn neueste Forschungen zeigen, dass der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling selten auch von anderen Knotenameisen-Arten adoptiert werden kann, zeigt er wie wunderbar komplex und gleichzeitig empfindlich das Netz des Lebens vor unserer Haustüre ist.
Wenn ihr mehr über die bunte Welt von Ameisenbläuling & Co erfahren wollt, dann kommt doch mit auf eine Expedition mit unserem Schmetterlingsexperten Stefan Leiding.
Foto: Thorben Schoepe