In diesem Jahr soll das Bundeswaldgesetz überarbeitet werden. Das ist dringend notwendig, denn das Gesetz hat einen direkten Einfluss auf uns alle, egal ob wir in der Stadt oder auf dem Land leben. Gleichzeitig ist es genauso notwendig, die richtigen Inhalte zu fixieren und sich nicht vom Gegenwind der Lobbyverbände verunsichern zu lassen.
Die geplante Novelle des Bundeswaldgesetzes 2024
Eine Überarbeitung des Bundeswaldgesetzes ist dringend notwendig.
Warum ist eine Überarbeitung des BWaldG notwendig?
Der Zustand der deutschen Wälder ist katastrophal: Im internationalen Vergleich ist in Deutschland das Waldsterben ganz besonders weit vorangeschritten und die ökologische Qualität der Wälder – eher: Plantagen – ist ebenfalls verhältnismäßig gering. Dies zeigt deutlich, dass die bisherigen Gesetze nicht ausreichen, um den Wald- und somit Klima- und Menschenschutz in Deutschland ausreichend voranzubringen.
Ein Hauptgrund hierfür ist, dass die Formulierungen im BWaldG zu schwammig sind, zu wenig greifbar, zu leicht umgangen werden können. Klare, im Zweifel justiziable Definitionen fehlen. Ein Beispiel: In Gärten ist es selbstverständlich verboten, Hecken- oder Baumschnitt zur Brutzeit der Vögel vorzunehmen. Es steht sogar unter Strafe. Im Wald hingegen werden über das ganze Jahr hinweg Baumfällungen vorgenommen – und das sogar in Naturschutzgebieten und Nationalparks.
Ein weiteres Problem: die fehlende unabhängige letzte Kontrollinstanz. Die Aufsichtsbehörden, die einschreiten müssten, wenn Wälder beispielsweise in der Brutzeit durchforstet werden, sind selbst die größten Anteilnehmer. Sie kontrollieren sich selbst.
Welche Inhalte sollten im neuen Bundeswaldgesetz aufgenommen werden?
In einer aktuellen Podcast-Folge formulierte Peter Wohlleben folgende Punkte, die unbedingt bei der Gesetzesreform berücksichtigt werden sollten:
- Unabhängige Kontrollinstanz: Eine Trennung zwischen den Staatsforstbetrieben und einer Aufsichtsinstanz ist zwingend nötig
Nutzung tagesaktueller Fernerkundungsdaten für Kontrollen: Wo wurde zu viel aufgelichtet, wo heizt sich der Waldboden zu sehr auf, wo macht die Vegetation schlapp – die Kontrolle dieser Punkte findet tatsächlich nach wie vor zu Fuß statt. Das führt dazu, dass man mit völlig veralteten Daten arbeiten muss, dabei gibt es Satelliten-Fernerkundungsdaten, die jederzeit tagesaktuell zur Verfügung stehen. Selbst der Bevölkerung könnten ohne viel Aufwand z.B. über eine App aktuelle Daten zu lokalen Wäldern zugänglich gemacht werden.
Verbot des Anbaus von nicht-standortheimischen Nadelbäumen: Die Natur sorgt immer für die beste Baumartenwahl, Punkt. Waldbrandgefahr in Fichtenplantagen, geringe Grundwasserbildung unter Douglasien – es gibt massenhaft Gründe, auf Nadelholzplantagen zu verzichten, wenn wir dem Klimawandel, Seite an Seite mit dem Wald, etwas entgegensetzen wollen.
Kein Waldwegeneubau: Waldwege (dazu gehören Rückegassen) unterbrechen einst zusammenhängende Waldflächen und Wassernetze; Gräben entlang der Wege funktionieren wie Drainagen und führen zu Wasserverlust im Wald. Satte 10km Wegenetz haben wir in Deutschland pro Quadratkilometer Waldfläche. Die Förderung des Rückbaus der Wege wäre deutlich sinnvoller als ein Neubau.
Nicht-Bewirtschaftung ist nicht gleichbedeutend mit Stilllegung: Ein Wald, aus dem man kein Holz mehr herausholt, ist nach wie vor höchst produktiv! Er bildet Grundwasser, Regenwolken, sorgt für Kühlung und vieles, vieles mehr.
Bezahlung nach Kühlungsfunktion: Waldbesitzende sollten monetär dafür belohnt werden, wenn ihre Flächen für eine hohe Kühlung sorgen.
Kahlschläge komplett verbieten: Auch in abgestorbenen Fichtenplantagen ist Totholz ökologisch wertvoll, und über die angesprochenen Fernerkundungsdaten ist dies auch gut zu kontrollieren und schnell umzusetzen.
Keine Subventionen für Wiederaufforstung: Wer sich mit Fichtenplantagen verzockt und diese durch Schädlinge oder Sturmwurf verloren hat, sollte auch die finanzielle Verantwortung dafür tragen. Naturverjüngung ist ökologisch ohnehin klar zu bevorzugen.
Ist unsere Holzversorgung in Gefahr?
Auch wenn sich diverse Akteure Mühe geben, euch vom Gegenteil zu überzeugen: Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen. Bäume wachsen gerne und gut – vor allem in intakten Ökosystemen. Der Wald will zurückkommen – lassen wir ihn! Und: niemand fordert, die Holznutzung komplett einzustellen.
Wir bleiben definitiv dran und hören nicht auf, uns für den Wald stark zu machen - gemeinsam mit einer wachsenden Community aus Universitäten, Wissenschaftler*innen, NGOs und vor allem: mit euch!
Lerne mehr über den Zustand unserer Wälder
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