Wir drehen einen Wasserhahn auf – und was passiert? Es kommt Trinkwasser heraus. So sind wir das gewöhnt. Selten geht dabei der Gedanke, woher dieses Wasser kommt, weiter als bis zu den Leitungen im Haus. Was für eine wichtige Rolle das Grundwasser dabei spielt, geht jedoch oft unter. Dabei beziehen wir 70 % unseres Trinkwassers in Deutschland aus den Speichern unter der Erde. Diese Wasservorräte sind allerdings in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.
Grundwasser – wie uns der Wald mit Wasser versorgt
Oft wird übersehen, wie wichtig der Wald auch für unseren Wasserhaushalt ist
Was hat der Wald mit unserem Trinkwasser zu tun?
Der Wald – ein Wasser speichernder Schwamm
Für die Speisung des Grundwassers spielt der Wald eine ganz zentrale Rolle. In einem intakten Wald-Ökosystem wirken der lockere Boden sowie das Totholz wie ein Schwamm, der enorme Mengen Wasser aufnehmen kann. Dieses sickert dann über lange Zeit kontinuierlich in tiefere Schichten und bildet schließlich das Grundwasser. Die hohe Aufnahmefähigkeit des Bodens schützt uns zusätzlich bei Starkregenereignissen – die in Zukunft vermehrt auftreten werden – vor Hochwasser.
Das Problem – verdichtete Böden und die falschen Bäume
In den vergangenen Jahren wurde jedoch im Zuge des Klimawandels und der Art, wie wir unseren Wald behandelt haben, ein Rückgang des Grundwassers verzeichnet. Trockenheiten sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Die sogenannten GRACE-Satelliten liefern Daten, die uns zeigen, dass in den letzten 20 Jahren etwa die Menge des Bodensees an Wasser verschwunden ist.
Der Haken liegt an der Art, wie wir mit unserem Wald umgehen. Die bei der Holzernte eingesetzten Maschinen sind so schwer, dass sie den über Jahrtausende entstandenen Waldboden dauerhaft verdichten. Und wie du dir vermutlich vorstellen kannst, kann ein zusammengepresster Schwamm kein Wasser mehr aufnehmen.
Zudem hat die Baumwahl einen großen Einfluss auf den Wasserhaushalt eines Waldes. Laubbäume sind darauf ausgelegt, entlang ihrer trichterförmig ausgerichteten Äste das Regenwasser hin zum Stamm und in den Boden zu leiten. Nach dem Laubabwurf gelangen die Winter-Niederschläge ungehindert zum Boden, wo sie für die wärmeren Zeiten des Jahres gespeichert werden. Nadelbäume hingegen weisen aufgrund ihrer Vielzahl an Nadeln eine größere Blattoberfläche und ein dichteres Kronendach als Laubbäume auf, wodurch mehr Niederschläge verdunsten, bevor sie überhaupt den Boden erreichen können. Zudem wirkt der dichte Nadelteppich am Boden durch die dicke Wachsschicht der Blätter wie ein imprägnierter Teppich.
Unser YouTube Video zur Grundwasserbildung im Wald:
Was können wir also tun?
Das Thema Grundwasser wird in Zukunft vermutlich noch ein dringenderes sein als die Holzverwendung, weshalb ein Umdenken bei der Gestaltung und Bewirtschaftung unserer Wälder unbedingt notwendig ist. Es macht keinen Sinn, die absterbende Fichte durch andere Nadelbäume wie die Douglasie zu ersetzen. Vielmehr sollte die natürliche Entstehung von Laubwäldern gefördert werden. Bei dem Transport von Holz aus dem Wald sollte dieser nicht befahren werden, wenn der Boden gerade besonders empfindlich ist (nach dem Regen). Noch besser wäre es, auf schonendere Methoden - wie das Pferderücken - umzusteigen.
Lerne mehr darüber:
Das könnte dich auch interessieren
Der Kiri-Baum – Klimawunder oder potenzielle Gefahr?
Vogelfütterung – warum ist sie im Sommer wie im Winter sinnvoll?
Baumalter bestimmen – so geht’s!
Abonniere unseren Newsletter
Melde dich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter an. Wir informieren dich regelmäßig über Neuigkeiten zu den Themen Wald und Waldakademie. Du kannst den Newsletter jederzeit wieder abbestellen.