Wohllebens Waldakademie

Vogelfütterung – warum ist sie im Sommer wie im Winter sinnvoll?

Nach wie vor wird hierzulande viel darüber diskutiert, ob man Wildvögel ganzjährig durch eine Fütterung unterstützen sollte. Doch dabei steht die falsche Frage im Fokus. Diese sollte viel mehr lauten: Wie können wir das natürliche Nahrungsangebot für Vögel erhalten oder wiederherstellen?

Weltweit hat sich die Anzahl der Vogel-Individuen seit dem Jahr 1800 um etwa 80% verringert. In Anbetracht dieser erschreckenden Zahl ist es nicht verwunderlich, sondern im Gegenteil zwingend notwendig, dass wir darüber diskutieren, ob und wie wir Menschen Vögel unterstützen können

Um es direkt vorwegzunehmen: Ja, eine ganzjährige Vogelfütterung ist sinnvoll (mehr zu den Gründen lest ihr weiter unten), doch damit unterstützen wir lediglich ca. 15-20 der häufigeren Arten hierzulande. Großflächigen, effektiven Vogelschutz betreiben wir dadurch nicht. Um nur einige Beispiele zu nennen: Vogelarten wie die Rauch- und Mehlschwalbe fangen ihre Insekten im Flug in der Luft. Eine einzelne Tannenmeise frisst im Winter pro Tag (!) etwa 200 Fichtensamen oder 50 Sonnenblumenkerne – so viel kann niemand von uns zufüttern. 

Wir müssen uns vielmehr – im Kleinen wie im Großen – dafür einsetzen, dass Vögel intakte Ökosysteme und somit in der Natur ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. 

Effektiver Vogelschutz beginnt im eigenen Garten

Am niederschwelligsten lässt sich dies im eigenen Garten umsetzen. In einem anderen Artikel haben wir euch bereits zahlreiche Tipps zusammengestellt, wie man seinen Garten möglichst vogelfreundlich gestalten kann. Strukturreichtum und die Ansiedelung heimischer Pflanzen spielen dabei eine zentrale Rolle und können das Nahrungsangebot für Wildvögel vor Ort deutlich anreichern.

Video: Podcast mit Vogelexperte Jonas Weinand und Peter Wohlleben

Effektiver Naturschutz ist effektiver Vogelschutz

Gleichzeitig bleibt der Einsatz für Naturschutz und wilde Ökosysteme unerlässlich, wenn es darum geht, das Überleben von Vögeln auf einer größeren Ebene zu sichern. Wo immer möglich muss Natur erhalten oder wiederhergestellt werden. Daran muss auf allen Ebenen – von der Politik hin zu Unternehmen und Privatpersonen – gemeinsam gearbeitet werden.  

Denn nur konsequenter Naturschutz hilft uns allen – Insekten, Vögeln, Menschen und sämtlichen weiteren Lebewesen. Da sollte der Kern unserer Bemühungen sein, da wir damit den größten Impact erreichen. Doch zurück zur Ausgangsfrage: Eine ganzjährige Vogelfütterung finden wir durchaus sinnvoll. Warum ist das so? 

Warum sollte man ganzjährig Vögel füttern?

Mit der Vogelfütterung können wir, wie beschrieben, eine Auswahl an Arten unterstützen. Hinzu kommt jedoch folgender Aspekt: Die Zufütterung hilft nicht nur den Vögeln, sondern verschafft uns Menschen die Möglichkeit, diese erstaunlichen Tiere in Ruhe beobachten zu können. Im besten Fall entsteht dadurch – bei Erwachsenen wie Kindern – eine Faszination und Empathie, die den Wunsch stärkt, sich für (Wild-)Vögel einzusetzen.  

Gilt dies jedoch auch für den Sommer, wenn die Vögel – im Gegensatz zum Winter – ein vermeintlich ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden? Auch hier: Klares ja! Denn selbst dann ist das natürliche Angebot spärlich, und das so dringend benötigte Fett dient Vögeln als Flugtreibstoff, den sie gerade während der energieintensiven Brutzeit gut gebrauchen können.  

Doch welche Punkte gibt es bei der Fütterung zu beachten? 

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Vögel richtig füttern & Vogelfutter selbst machen

Ein Klassiker der Vogelfütterung: Meisenknödel. Auch diese dürfen gern ganzjährig angeboten werden. Am besten nutzt ihr hierfür Röhren oder Ringe, die es mittlerweile im Handel zu kaufen gibt, da ihr so auf die Plastiknetze verzichten könnt, die oft eine Gefahrenquelle für Wildtiere sind. Außerdem bieten diese Gefäße einen Schutz davor, dass andere Tiere den Vögeln die Nahrung wegfuttern. 

Apropos andere Tiere: Bietet Nahrung am besten erhöht und/oder in der Luft hängend an, sodass die Gefahr reduziert wird, dass die Vögel beim Fressen von Katzen oder Mardern angegriffen werden. 

Auch bei Körnernahrung gibt es mittlerweile sehr empfehlenswerte Fertigmischungen. Achtet hierbei auf eine gute Herkunft und greift im Idealfall auf Mischungen in Bioqualität zurück. Billigfutter wird leider häufig aus gespritzten Pflanzen gewonnen, was dann an anderer Stelle wiederum schädlich für die Vögel ist und somit eher nachteilige Auswirkungen hat. Selbstverständlich könnt ihr auch Körnernahrung selbst zusammenstellen. Jede Vogelart hat dabei spezielle Bedürfnisse und Vorlieben, über die ihr euch am besten im Vorfeld schlau macht. 

Das Verfüttern von Brot solltet ihr übrigens unterlassen. Einerseits kann eine zu große Menge an Brot oder ähnlichen Nahrungsresten für die Vögel zu einem gesundheitlichen Problem werden. Gleichzeitig können durch das Anlocken größerer Wildvögel lokal Probleme wie Verschmutzungen entstehen. 

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