Wohllebens Waldakademie

Waldbrände in Deutschland

Wie Waldbrände entstehen, wie man Waldbrände rechtzeitig entdeckt und wie sich Waldbrände auf das Ökosystem auswirken

Nicht nur global, sondern auch in Mitteleuropa, treten immer häufiger Waldbrände auf und die Größe der betroffenen Gebiete nimmt ebenfalls zu. Die Bedrohung durch die Brände ist also auch in Deutschland stärker denn je, wie man jüngst unter anderem in der sächsischen Schweiz, im Harz und in Brandenburg sehen konnte. Peter bespricht in seiner ‚Waldbrand Spezial‘- Folge des Podcasts ‚Peter und der Wald‘ über Auslöser und Ursachen und erörtert mit tollen Gästen die Möglichkeiten der Waldbrand-Früherkennung, sowie neueste Forschungsergebnisse zur Waldentwicklung auf Brandflächen.

Bei der Entstehung von Waldbränden sollten Auslöser und Ursachen voneinander unterschieden werden. Auslöser sind häufig fahrlässiges Verhalten im und um den Wald oder gar vorsätzliche Brandstiftung. Den Wenigsten ist vermutlich bekannt, dass eine Selbstentzündung nahezu unmöglich ist. Hierzu bräuchte es Temperaturen zwischen 200 und 300 Grad Celsius. Diese Temperaturen werden, trotz Klimawandel, selbst auf Kahlschlagsflächen, nicht erreicht. Kein Wunder also, dass auch offizielle Stellen wie die Bundeswehr, im Brandfall angeben es handele sich um eine Selbstentzündung.

Neben dem menschengemachten Klimawandel sind auch die forstwirtschaftlichen Praktiken der vergangenen Jahrzehnte für die Zunahme der Häufigkeit und Intensität der Brände mitverantwortlich.  Während heimische Laubwälder, die nicht aufgelichtet wurden, kaum brennen, haben die Flammen in den ausgetrockneten Kiefern- und Fichtenmonokulturen leichtes Spiel. Die Feuchtigkeit in dickem Totholz macht alte, intakte Wälder sogar zu regelrechten Brandbremsen. Das weiß jeder, der schon einmal versucht hat mit feuchtem Holz ein Feuer zu entfachen.

Bei all der Weltuntergangsstimmung, die sich beim Anblick der weltweiten Waldbrandszenarien breit macht, gibt es großartige Neuigkeiten aus dem Bereich der Waldbrandfrüherkennung. Thomas Grübler, Gründer von Ororatech, erzählt im Gespräch mit Peter wieso ein ‚Schuhschachtelsatellit‘ große Fortschritte für die frühzeitige Erkennung der Brände bedeutet und welche Chancen diese Technologie mit sich bringt.

Bekannte, zugegebener Maßen etwas antiquierte, Instrumente für die Entdeckung von Qualm und Flammen sind Türme oder Flugzeuge. Mit Überwachungswächtern und Prüfflügen wird also versucht, das Feuer frühzeitig zu sichten und ihm den Garaus zu machen, bevor es sich ausbreiten kann. Je nach Region, werden Waldbrände teilweise erst bis zu acht Stunden nach Ausbruch gemeldet. In dicht besiedelten Gebieten werden Brände häufig im frühen Stadium von Spaziergänger*innen erkannt. Ororatech hat eine Software entwickelt, die mithilfe der Daten von Nanosatelliten Waldbrände in (quasi) Echtzeit entdecken können. Die Wärmebildkamera im Satellit sucht dabei nicht nach Rauchwolken, sondern nach der Hitzesignatur. In der Wärmebildkamera sind verschiedene Bänder, die erst ab bestimmten Temperaturbereichen reagieren. Das entsprechende Band wird bei einem Brand also heller. Faszinierend ist dabei, wie schnell die Software den Brand melden kann. Die Dauer bis zur Benachrichtigung an die/den Waldbesitzer*in beträgt durchschnittliche ca. 15, im Worstcase 30 Minuten.

Nun fragt man sich, wieso sich eine Technologie wie diese nicht früher etabliert hat? Grund hierfür sind, wie so oft, die Kosten. Das technische Knowhow gibt es schon lange, die Satelliten waren jedoch einmal sehr viel größer, der Bau damit ziemlich teuer und die Flugzeugstaffeln damals einfach günstiger. Mit den heute sechs Kilogramm schweren Nanosatelliten kam der Durchbruch. Die Technologie wurde so günstiger, als das Beobachten mit den Flugzeugen. Ein schöner Ausblick ist außerdem, dass Waldflächen global so überwacht werden könnten. Die Satelliten fliegen ohnehin immer im Kreis zwischen Nord- und Südpol, nehmen also die gesamte Erdoberfläche auf. Mehrere Bundesländer und Kommunen stehen laut Thomas schon im Austausch mit Ororatech, um auch die öffentlichen Wälder mithilfe der Software vor den Flammen zu schützen. 

Nach dem Waldbrand 

Auch nach einem Waldbrand, bleibt nicht nur die Verwüstung, sondern die Perspektive für aussagekräftige Forschungsergebnisse zum Umgang mit den Brandflächen. Hierzu forscht Dr. Jeanette Blumröder in dem Projekt  "Pyrophob" (Strategien zur Entwicklung von feuerabweisenden und klimawandelresilienten Wäldern auf Waldbrandflächen). Sie untersucht, wie sich Wälder nach einem Feuer am besten regenerieren und welche Wälder feuerfester sind als andere.

Das Projekt untersucht Brandflächen in Treuenbrietzen, Brandenburg. Nach den Brandjahren 2018 und 2019 wurden unterschiedliche Maßnahmen angewandt und deren Auswirkungen auf die ökosystemare Entwicklung erforscht. Die Maßnahmen, deren Auswirkungen für die Forschung untersucht wurden, waren u.a. flächiges Abräumen, Absägen und Pflügen. Peter selbst hat die Fläche im Frühjahr 2019 besucht. Da waren die Spuren des Brandes noch deutlich, der Boden schwarz von Ruß. Ein Bild von Jeanette aus Juli 2019 beweist, dass die Bäume unter den widrigsten Bedingungen wachsen können. Nur wenige Monate später steht sie zwischen 1,50 Meter hohen Laubbäumen. Darunter vor allem Zitterpappeln.

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Für das Forschungsprojekt Pyrophob hat Jeanette im Jahr 2020 zum Beispiel die Oberflächentemperatur nicht geräumter Flächen gemessen. Dort hatte schon die passive Beschattung durch die verbrannten Bäume einen Kühleffekt. Zudem konnte sie auf den nicht geräumten Flächen ein niedrigeres Wasserdampfdrucksdefizit feststellen, was gleichbedeutend mit einer geringeren Verdunstung ist. Der Verbleib des Totholzes auf der Fläche steht also im Zusammenhang mit einem besseren Wasserhaushalt.

An den heißesten Tagen der vergangenen Hitzesommer mit Tagesdurchschnittstemperaturen von 20 Grad, waren die genannten Flächen 3-4 Grad kühler als die Vergleichsflächen, die nach dem Brand geräumt worden waren. Diese Zusammenhänge zeigen einmal mehr, wie wenig wir dem Wald und seinen Fähigkeiten zutrauen und wie sehr wir uns selbst in unserer Annahme überschätzen, die Entwicklung der Natur durch unsere Eingriffe bestmöglich gestalten zu können. Sokrates altbekanntes Wissen vom Nichtwissen wäre hier viel eher angebracht und ungefährlicher für den Wald und damit auch für uns.

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