Wie erleben unsere Waldführer*innen ihre Ausbildung, diese intensiven zehn Tage in der Eifel? Welche Erfahrungen nehmen sie mit, was hat sie besonders beeindruckt oder herausgefordert? Darüber stehen wir mit den Teilnehmenden während und nach der Ausbildung ständig im Austausch. Dieses möchten wir diese Erkenntnisse mit uns teilen; dazu hat sich Waldakademie-Geschäftsführerin Johanna Wohlleben Mitte Mai mit dem frischgebackenen Waldführer Markus für ein Interview zusammengesetzt.
Was hat dich dazu bewegt, dich für die Waldführerausbildung anzumelden?
Markus Kerkhoff:
Von Natur aus interessieren mich vor allem Schmetterlinge und alles, was damit zusammenhängt. Und wenn man sich für Schmetterlinge interessiert, liegt es nahe, dass man sich auch mit der Pflanzenwelt beschäftigt. So bin ich dann auch zum Thema Wald gekommen. Tatsächlich wurde mir die Ausbildung sogar von einem guten Bekannten aus dem Schmetterlingsstammtisch empfohlen.
Johanna:
...ach, der Stefan?
Markus:
Genau, Stefan. Der hat mir das nahegelegt, weil ich irgendwann auch mal gesagt habe, dass so ein Waldführerzertifikat sinnvoll wäre.
Gibt es einen Schlüsselmoment oder eine persönliche Geschichte, die dich zum Wald geführt hat?
Markus:
Ja, ein Schlüsselmoment war tatsächlich die Erkenntnis, wie erschreckend wenig Artenkenntnis viele – auch junge – Menschen heute noch haben und im Gegensatz dazu das Artensterben, das uns immer stärker beeinträchtigt. Ich bin überzeugt, dass wir von der Natur noch eine ganze Menge lernen und profitieren können. Und genau diese Lücke möchte ich schließen – unter anderem durch Kinderführungen und ähnliche Angebote.
Wie würdest du die Waldführer-Ausbildung in drei Worten beschreiben – und warum gerade diese drei?
Markus:
Emotionen. Networking. Praxisbezug.
Warum? Ich finde es gut, die Ausbildung in der Gruppe zu machen – erst dadurch werden Emotionen ausgelöst. Und über die Emotionen ist das spätere Abspeichern der Inhalte viel einfacher. In dem Zusammenhang steht auch das Networking: Einer alleine kann immer weniger erreichen als in der Gruppe. Je größer die Gruppe wird und je mehr Menschen man begeistern kann, desto besser. Und zum Praxisbezug: In Büchern kann man viel lesen – aber das persönliche Erleben, das Anfassen, das Lernen mit allen Sinnen ist noch einmal deutlich wertvoller.
Was hat dich bei der Ausbildung inhaltlich oder emotional besonders beeindruckt – oder vielleicht sogar überrascht?
Markus:
Inhaltlich und emotional: wie wenig wir erst wissen. Dass der Wald noch ein total offenes Forschungsfeld ist – gerade jetzt kommt vieles erst richtig ins Rollen. Eine Studie nach der anderen zeigt, dass Bäume sehen, hören und miteinander vernetzt sein können. Und das ist streng genommen alles noch in den Kinderschuhen. Während wir zum Mond fliegen und andere große Dinge erreichen, wissen wir über etwas, das uns so nahe ist, eigentlich noch erschreckend wenig.
Johanna:
Erschreckend, ja. Stimmt.
Gab es eines der Module, das dir besonders gut gefallen hat?
Markus:
Für mich persönlich natürlich das Thema Tiere im Wald und alles, was damit verbunden ist – das war mein Highlight. Ich darf an dieser Stelle auch ein großes Kompliment an die Dozentinnen und Dozenten geben. Egal, wer mit uns die Führungen gemacht hat: Alle hatten ihre eigene Art, aber sie haben es alle formidabel gemacht – mit viel Herzblut und Begeisterung. Und das überträgt sich natürlich.
Johanna:
Schön!
Hat die Ausbildung dich auch vor irgendeine Herausforderung gestellt?
Markus:
Ja, die Herausforderung liegt letztlich darin, ins Tun zu kommen – also das, was man hier an Erkenntnissen gewonnen hat, auch wirklich in eigenen Führungen oder ähnlichem weiterzugeben. Es geht dabei gar nicht nur um die Führung an sich, sondern auch darum, organisatorisch Fuß zu fassen: Ausschreibungen machen, Genehmigungen einholen und so weiter.
Johanna:
Okay, aber das Werkzeug hast du bekommen, hoffe ich?
Markus:
Den Werkzeugkasten haben wir bekommen – ja.
Johanna:
Sehr gut.
Würdest du sagen, du hast dich persönlich verändert seit Beginn der Ausbildung?
Markus:
Verändert? Nein. Aber ich bin sehr froh über die Menschen, die ich neu kennengelernt habe – Menschen, die im Grunde das Gleiche verfolgen wie ich. Ich freue mich auf den weiteren Austausch, der auch in Zukunft sicher weitergehen wird.
Welche neuen Fähigkeiten oder Sichtweisen hast du durch die Ausbildung gewonnen?
Markus:
Fähigkeiten? Die habe ich mitgebracht. Aber Sichtweisen, ja – vor allem das emotionale Erzählen, also sich in Lebewesen hineinzuversetzen. Das ist eine Fähigkeit, bei der wir gesellschaftlich noch viel lernen können – nicht nur im Umgang mit Mitmenschen, sondern auch mit anderen Lebewesen.
Gab es besondere Momente mit den anderen Teilnehmenden, die dir in besonders schöner Erinnerung geblieben sind?
Markus:
Ach, täglich. Das sind alles sehr liebe, nette Teilnehmer, und von jedem kann man etwas lernen. Das alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.
Johanna:
Klingt nach viel Spaß. Du hast es vorhin schon angedeutet: Du möchtest das Gelernte mit Kindern umsetzen.
Wie genau möchtest du das Wissen aus der Ausbildung künftig einsetzen?
Markus:
Ich bin mit zwei Kindergärtnerinnen in Kontakt, und die haben schon gefragt: „Wann hast du die Ausbildung fertig? Wann können wir loslegen?“ Eine davon arbeitet in einem Waldkindergarten. Es wird sich also schwerpunktmäßig auf Kindergartengruppen beziehen, und dabei steht natürlich das Spielerische im Vordergrund.
Was würdest du jemandem sagen, der noch zögert, sich für die Ausbildung anzumelden?
Markus:
Ich kann es nur empfehlen und werde von meinen positiven Erfahrungen berichten. Wie gesagt: Was einer nicht schafft, schaffen viele. Und umso wichtiger ist es, dass immer mehr Menschen einen neuen Blickwinkel auf die Natur bekommen.
Gibt es einen Ort auf dem Gelände – oder generell hier – der für dich besonders symbolisch ist? Und wenn ja, warum?
Markus:
Ja, wir haben mehrere Totholzbäume gesehen – nicht nur einen einzelnen, sondern mehrere. Und der Gesamtbezug gefällt mir: Dass Totholz eben lebendig ist. Da waren zum Beispiel Spechthöhlen zu sehen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Leben im Wald steckt. Besonders bemerkenswert finde ich auch, dass hier ein Turmfalkenpaar nistet.
Johanna:
Ja, das ist wirklich ein Highlight – direkt neben meinem Büro. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich immer, wie sie rein- und rausfliegen. Das ist echt süß.

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